Zwillingstransfusionssyndrom (Twin Twin Transfusion Syndrome, TTTS)
Bei einer Mehrzahl der eineiigen Zwillingsschwangerschaften, teilen sich die Kinder einen Mutterkuchen. Wenn dabei abnorme Gefäßverbindungen bestehen (in ca. 15-18 % der Fälle) kann es zu einem sogenannten Feto-Fetalen Transfusionssyndrom kommen (TTTS). Hierdurch entsteht eine Kreißlaufbelastung für beide Kinder, die auch lebensbedrohlich verlaufen kann. Zusätzlich es durch eine vermehrte Fruchtwasserproduktion zur vorzeitigen Wehentätigkeit und damit auch Frühgeburt kommen. Das charakteristische Bild des TTTS zeigt die Volumenüberladung des Empfängers (Rezipient) mit Polyhydramnion (vermehrter Fruchtwassermenge) und einem Oligo- Anhydramnion des Donors (Spender). Ein TTTS tritt meist ab der 16.-26. SSW auf.
Es besteht die Möglichkeit über Laserkoagulation die pathologischen Gefäßverbindungen auf der Mutterkuchenoberfläche zu verschließen. Dies stellt die einzige kausale Therapie des TTTS in der Schwangerschaft dar. Hierzu wird mit Hilfe einer Kamera, dem Fetoskop, über eine Hohlnadel eine Laserfaser in die Fruchthöhle eingebracht und unter Sicht die Gefäßverbindungen auf der Oberfläche des Mutterkuchens verkocht.
Der Eingriff erfolgt üblicherweise in Regionalanästhesie und unter stationären Bedingungen. Die Ergebnisse zeigen, daß eine Gesamtüberlebensrate von 70-80% erzielt werden kann. Es können sich Situationen ergeben, die einen Erfolg der Lasertherapie unwahrscheinlich erscheinen lassen. In diesen Fällen besteht die Möglichkeit eines selektiven Fetozids, der meist mittels bipolarer Nabelschnurokklusion oder Radiofrequenzablation herbeigeführt wird. Die Überwachung nach Lasertherapie sollte wöchentliche Ultraschallkontrollen inklusive einer fetomaternalen Dopplersonographie umfassen.
Eine Sonderform des TTTS stellt die sogenannte selektive Wachstumsretardierung eines Zwillings bei monochorialer-diamnioter Zwillingsschwangerschaft dar. Hierbei spielt die ungleiche Verteilung der plazentaren Versorgungsgebiete eine ursächliche Rolle. Eine gängige Definition ist ein Schätzgewicht des kleineren Zwilling <10. Perzentile in Kombination mit einer Diskrepanz des geschätzten Gewichtes von >25%. Neben dem konservativen Management kommen die Laserkoagulation plazentarer Anastomosen und der selektive Fetozid als mögliche Optionen in Betracht.