Vesikoureteraler Reflux
Der vesikoureterale Reflux (VUR) ist durch ein Zurückfließen von Urin aus der Blase in einen oder beide Harnleiter definiert. Ein VUR tritt bei ca. 1% der ansonsten gesunden Kinder auf, kann in seltenen Fällen aber auch mit schwereren Fehlbildungen des Harntraktes vergesellschaftet sein. Normalerweise wird der Rückfluss von Urin in den Harnleiter durch einen Ventilmechanismus der Harnleitermündung in die Blase verhindert. Bei Vorliegen eines VUR pendelt ein Teil des Urins zwischen Harnblase und Harnleiter oder Nierenbecken. Dies kann zu Harnwegs- oder zu Nierenbeckeninfektionen führen.
Diagnostik
Liegt der Verdacht auf einen vesikoureteralen Reflux vor kann dieser und dessen Ausmaß über eine spezielle Röntgenuntersuchung der Blase, dem sog. Miktionszystourethrogramm (MCU) diagnostiziert werden. Zusätzlich sind Ultraschalluntersuchungen zur Beurteilung des oberen und unteren Harntraktes so wie in einigen Fällen eine Nierenszintigraphie notwendig um die Funktion der Nieren näher zu bestimmen.
Einteilung
Der vesikoureterale Reflux wird in die folgenden Schweregrade eingeteilt:
Grad I |
Der Reflux reicht bis in den Harnleiter, erreicht das Nierenbecken aber nicht
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Grad II |
Der Reflux reicht bis in das Nierenbecken, dieses ist aber nicht erweitert
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Grad III |
Der Reflux reicht bis in das Nierenbecken, dieses scheint leicht erweitert
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Grad IV | Der Reflux reicht bis in das Nierenbecken, dieses ist deutlich erweitert, deutliche Erweiterung der Nierenkelche |
Grad V | Der Reflux reicht bis in das Nierenbecken, deutliche Erweiterung des Nierenbeckens, Verplumpung der Nierenkelche, deutliche Erweiterung des Harnleiters mit Schlängelung |
Abbildung: Klassifikation des vesikoureteralen Refluxes. Grad I. Der Reflux reicht bis in den Harnleiter, Grad II. bis in das Nierenbecken, Grad III. das Nierenbecken ist leicht erweitert, Grad IV die Kelche und der Harnleiter sind deutlich erweitert, Grad V massive Dilatation des Harnleiters und des Nierebeckens.
Therapie
Die Behandlung hängt vom Alter des Kindes, von der Symptomatik (Harnwegsinfektionen) und dem Schweregrad des Refluxes ab. Innerhalb des ersten Lebensjahres erfolgt in aller Regel ein konservatives Vorgehen mit Gabe einer antibiotischen Infektprophylaxe, um Nierenbeckeninfektionen zu verhindern. Dies ist wichtig, da jede Infektion des Nierenbeckens und der Niere in diesem Alter zu nicht umkehrbaren Schäden der Niere führen kann.
In einigen Fällen kommt es innerhalb des ersten Lebensjahres zur sog. Maturation, d.h. zum„Auswachsen“ des Refluxes. Eine weitere Therapie ist dann nicht notwendig. Sollte der Reflux aber fortbestehen sollte wieder ein Ventilmechanismus hergestellt werden. Dies erfolgt in aller Regel durch eine Blasenspiegelung, bei der unter den Harnleiter ein Polymer eingespritzt (Deflux®,Dexell®) wird. Ist dies nicht erfolgreich kann eine Harnleiterneueinpflanzung durchgeführt werden.