Hypospadie
Definition
Die Hypospadie ist eine häufige Fehlbildung der Harnröhre. Dabei mündet die Harnröhre nicht im Bereich der Eichelspitze, sondern tiefer. Je nach Schweregrad kann die Harnröhre noch im Bereich der Eichel, im Bereich des Penisschaftes oder bei sehr ausgeprägten Varianten im Bereich des Hodensäckchens oder des Dammes münden. Fast immer liegt eine vorne gespaltene Vorhaut vor (Abbildung). In manchen Fällen ist mit der Hypospadie auch eine Verkrümmung der Schwellkörper vergesellschaftet. Daraus resultierende Probleme können ein abgelenkter Harnstrahl, aber auch spätere Probleme beim Geschlechtsverkehr, sowie psychosoziale Probleme aufgrund der ggf. unbefriedigenden kosmetischen Situation sein.
Diagnostik
Bei den leichten Formen der Hypospadie im Bereich der Eichel oder des oberen Penisschaftes genügt in aller Regel eine klinische Untersuchung. Bei ausgeprägten Formen, mit Mündung im Bereich des Hodensäckchens oder des Dammes und in aller Regel auch Verkürzung und Verkrümmung des Penisschaftes wird die Diagnostik durch eine Abklärung des Hormon- und Chromosomenstatus, sowie durch Ultraschalluntersuchungen ergänzt. In diesen Fällen ist zum Teil auch noch eine Röntgendarstellung der Blase (Miktionszystourethrogramm) notwendig.
Therapie
Die Notwendigkeit einer operativen Korrektur wird kritisch mit den Eltern besprochen. Bei wenig ausgeprägten Formen mit Mündung im Bereich der Eichel wird in aller Regel keine operative Therapie empfohlen. Ggf. kann hier im Verlauf die gespaltene Vorhaut korrigiert werden (Glanduläre Hypospadie). Bei den ausgeprägten Formen hängt die Technik vom anatomischen Befund ab. Hier stehen verschiedene Vorgehensweisen zur Verfügung.
Die coronare und penile Form kann meist mit Gewebe des Penisschaftes und der noch rudimentär angelegten Urethralrinne rekonstruiert werden.
Tiefere Formen gehen meist mit einer Penisschaftkrümmung einher und bedürfen zunächst einer Penisschaftaufrichtung. Da hier die zu überbrückende Strecken sehr lang und nicht ausreichend Gewebe im Bereich des Penisschaftes für die Rekonstruktion vorhanden ist, empfehlen wir häufig ein zweizeitiges Vorgehen. Im ersten Schritt werden die Schwellkörper aufgerichtet und die Harnröhrenrückwand mit Mundschleimhaut rekonstruiert. Im zweiten Schritt wird die Harnröhre dann zu einer Röhre zirkuliert, hierfür können auch Teile der Vorhaut verwendet werden. Deshalb ist es wichtig vor der Harnröhrenrekonstruktion keine Beschneidung durchzuführen.
Abbildung: Schematische Darstellung der verschiedenen Hypospadie-Formen. In den meisten Fällen liegt zudem, wie abgebildet eine vorne gespaltene Vorhaut vor.