Angiome und M. Osler
Gefäßfehlbildungen werden auch als vaskuläre Anomalien bezeichnet. Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Unterformen. Sie können aus Blutgefäßen wie Arterien oder Venen oder auch aus Lymphgefäßen bestehen. Eine Sonderform ist der Morbus Osler, auf welchen weiter unten gesondert eingegangen wird. Es ist heute üblich, vaskuläre Anomalien in Angiome und vaskuläre Malformationen zu unterteilen. Aus praktischen und historischen Gründen ist im allgemeinen Sprachgebrauch der Begriff der Angiome üblich. Auch wenn dies aus medizinisch-wissenschaftlichen Gründen nicht korrekt ist, hat sich aus den gleichen Gründen dieser Ausdruck für das traditionsreiche Zentrum in Marburg etabliert: Angiomzentrum Marburg (ANGIOMA).
Die Unterscheidung zwischen Angiomen wie z.B. Hämangiomen und vaskulären Malformationen wie arteriovenösen oder lymphatischen Malformationen ist auch aus klinischen Gründen wichtig, da sich Verlauf und Behandlung dieser verschiedenen Unterformen unterscheiden. Neben kontrolliertem Abwarten können Medikamente (Beta-Blocker / Propranolol, Immunsupressiva / Sirolimus), Sklerosierungen, Laserbehandlungen (perkutan oder interstitiell), Embolisationen, operative Entfernungen oder deren Kombinationen eingesetzt werden.
Angesichts dieser Vielfalt an möglichen Gefäßfehlbildungen und Behandlungsmöglichkeiten überrascht es nicht, dass die Wahl und Durchführung der bestmöglichen Behandlung komplex sein kann. Aus diesem Grund wurde vor mehr als 10 Jahren in Marburg ein Zentrum aus mehreren Fachdisziplinen etabliert, welches sich der Behandlung dieser manchmal kosmetisch anspruchsvollen und medizinisch komplexen Veränderungen verschrieben hat. In regelmäßigen Abständen treffen sich Kinderärzte, Kinderchirurgen, HNO-Ärzte, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Hautärzte, Augenärzte, Neurochirrurgen, Radiologen, Neuroradiologen, Strahlentherapeuten, und Pathologen zu Konferenzen, um die Krankheitsbilder der bei uns Rat suchenden Patienten zu besprechen und individuelle Empfehlungen aussprechen und in die Wege leiten zu können.
Nähere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Angiomzentrums Marburg.
Morbus Osler = Morbus Rendu-Osler-Weber = hereditäre hämorrhagische Teleangiektasie = HHT
Der Morbus Osler (hereditäre haemorrhagische Teleangiektasien, HHT) ist eine seltene autosomal-dominant vererbte Erkrankung des Gefäßbindegewebes. Es handelt sich um eine systemische Erkrankung, die prinzipiell den gesamten Körper betreffen kann. Die wichtigsten Beteiligungen sind kleine Gefäßerweiterungen (Teleangiektasien) von Haut und Schleimhäuten (unter anderem von Nase, Mund und Magen-Darm-Trakt) sowie große vaskuläre Malformationen im Bereich von Lunge, Leber und Gehirn. Neben der Gefahr der Blutung (Nasenbluten stellt eines der häufigsten Symptome dar) können die Gefäßkurzschlüsse (Shunts) auch zur Unterversorgung umliegender Gewebe führen. Zudem können Gerinnsel und Bakterien den sonst vorhandenen Kapillarfilter der Lunge passieren und zu Abszessen oder Infarkten (z.B. Schlaganfällen) führen. Daher sind bei der Diagnose und Behandlung oft viele medizinische Fachdisziplinen involviert.
Um die beste Behandlungsmöglichkeiten anbieten zu können, besteht in Marburg seit mehr als 15 Jahren ein interdisziplinäres Zentrum. Dieses wurde in Deutschland als zweites von CureHHT (HHT Foundation International Inc.) als Behandlungszentrum anerkannt. Durch die langjährigen Erfahrungen und die interdisziplinäre Vernetzung können derzeit alle verfügbaren Therapieverfahren zur Behandlung des M. Osler angeboten werden. Schwerpunkt an der HNO-Klinik Marburg ist hierbei die Behandlung des häufigsten Symptoms des M. Osler, des immer wieder auftretenden Nasenblutens.
Die Sprechstunde für Angiome und Morbus Osler wird von Prof. Geisthoff geleitet, der auch dem Angiomzentrum Marburg vorsteht.