Polytrauma
Unter einem Polytrauma versteht man per Definition einen schwerstverletzten Patienten, der eine Verletzung eines oder mehrerer Organsysteme hat, die einzeln oder in Kombination zu einem tödlichen Verlauf führen können. Etwa 8.000 solcher Patienten werden jährlich in Zentren der Maximalversorgung, wie es das Universitätsklinikum Gießen und Marburg darstellt, versorgt. Das Polytrauma stellt die häufigste Todesursache der unter 45-jährigen dar und hat eine Sterblichkeitsrate von 20 %. Das männliche Geschlecht überwiegt in einem Verhältnis von 3:1.
Ursache der schweren Verletzungen sind immer Hochrasanztraumata, wie z.B. Auto- und Motorradunfälle oder Stürze aus großer Höhe. Häufig verletzte Körperregionen sind der Schädel, der Brustkorb, der Bauchraum sowie Verletzungen der großen Röhrenknochen und der Wirbelsäule.
Um eine optimale Versorgung eines polytraumatisierten Patienten zu erreichen muss die Rettungskette lückenlos und ohne Zeitverzug sein. Der Beginn ist die schnelle und sichere Rettung am Unfallort sowie der rasche Transport in eine Klinik der Maximalversorgung mit dem Angebot aller Fachrichtungen zur bestmöglichen Behandlung des Unfallverletzten.
Nach einer strukturierten Übergabe des Patienten vom begleitenden Notarzt beginnt sofort parallel die klinische Beurteilung und Primärversorgung des Patienten durch die einzelnen Fachrichtungen, nach festgelegten Algorithmen.
Die Leitung des Ärzteteams im Schockraum innerhalb unserer Klinik obliegt der Unfallchirurgie in Kooperation mit der Anästhesie, der Abdominal- und Thoraxchirurgie, der Neurochirurgie sowie der Radiologie. Sämtliche anderen ggf. notwendigen Fachrichtungen sind jederzeit sofort abrufbar.
Der wichtigste Aspekt dabei ist eine gute Koordination, Kooperation und Kommunikation zur Abstimmung des Vorgehens in Bezug auf ggf. sofort notwendige operativ-interventionelle Maßnahmen oder die Entscheidung der Reihenfolge der bildgebenden Diagnostik, immer unter dem Gesichtspunkt der schnellstmöglichen Stabilisierung und operativen definitiven Versorgung des polytraumatisierten Patienten.
Insbesondere die schnelle und zielgerichtete Zusammenarbeit der einzelnen Fachabteilungen bestimmen die Prognose des polytraumatisierten Patienten ganz entscheidend, da die Kreislaufstabilisierung sowie die damit verbundene ausreichende Sauerstoffversorgung des Gehirns sowie aller übrigen Organe innerhalb der ersten Stunde nach einem Polytrauma von größter Bedeutung für die Gesamtprognose der Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten ist.
Die Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie erfüllt alle Voraussetzungen als "Überregionales Traumazentrum" nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (Audit am 14.04.2010, Re-Audit am 02.07.2013, 03.05.2016, 11.12.2018 und am 25.03.2022).
Zertifizierungsurkunde Audit am 14.04.2010
Zertifizierungsurkunde Re-Audit am 02.07.2013
Zertifizierungsurkunde Re-Audit am 03.05.2016
Zertifizierungsurkunde Re-Audit am 11.12.2018
Zertifizierungsurkunde Re-Audit am 25.03.2022