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Herzinsuffizienz

Unter dem Begriff "Herzinsuffizienz" werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst, bei denen das Herz nicht in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut und Nährstoffen zu versorgen. Innerhalb der Herzinsuffizienz kann man u.a. zwischen der (häufigen) Linksherzinsuffzienz und der (selteneren) Rechtsherzinsuffizienz unterscheiden. Außerdem kann zwischen Herzinsuffizienz auf Grund verminderter Pumpkraft (systolische Herzinsuffizienz) oder trotz erhaltener Pumpkraft (diastolische Herzinsuffizienz) unterschieden werden. In der Dynamik unterscheidet man akute und chronische Herzinsuffizienz. Die zu Grunde liegenden Krankheitsbilder sind vielfältig. Dementsprechend ist die Behandlung herzinsuffizienter Patienten komplex und erfordert ein hochspezialisiertes, interdisziplinäres Team. Wir haben innerhalb unseres Universitären Herz- und Gefäßzentrums ein überregionales Herz-Insufifizienz-Zentrum etabliert.

 

Therapie der Herzinsuffizienz

Zunächst werden mögliche reversible Ursachen der Herzinsuffizienz behandelt. Die Herzinsuffizienz wird dann medikamentös therapiert. Bestehen unter optimaler medikamentöser Therapie weiterhin Symptome einer Herzinsuffizienz können elektrische Therapien (kardiale Resynchronisationstherapie) zum Einsatz kommen. Bestehen nach Ausschöpfen all dieser Maßnahmen weiterhin Symptome einer Herzinsuffizienz, können chirurgische Therapiekonzepte zum Tragen kommen. Hierfür steht klassischerweise die Herztransplantation zur Verfügung. Allerdings sind aus verschiedenen Gründen die Transplantationszahlen in den letzten Jahren kontinuierlich abnehmend, während die Zahl der herzinsuffizienten Patienten zunimmt. Daher kommt dauerhaft implantierten mechanischen Herzunterstützungssystemen (linksventrikuläre Assist-Devices, LVAD, "Kunstherzen") eine zunehmende Bedeutung zu. In unserem Herzinsuffizienzzentrum werden geeignete Patienten für eine LVAD-Implantation identifiziert und mit ihnen die Möglichkeit einer LVAD-Therapie besprochen. Patienten, die eher als Transplantationskandidaten gesehen werden, werden in Kooperation mit der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim für eine Herztransplantation gelistet.

 

LVAD-Therapie

Patienten mit Linksherzinsuffizienz können mit einem LVAD versorgt werden und so eine normale Belastbarkeit und eine Wiederherstellung der Lebensqualität erreicht werden.  Die aktuellen Daten zeigen, dass das Überleben und die Lebensqualität vergleichbar mit den Ergebnissen einer Herztransplantation sind. Ein LVAD kann entweder als Übervbrückungslösung zu einer Herztransplantation oder zur Erholung der Herzfunktion (z.B. bei Myokarditis) implantiert werden. Insbesondere bei älteren Patienten (>60 Jahre), kann ein LVAD jedoch auch als Dauerlösung implantiert werden. Die LVAD-Patienten werden in unserer LVAD-Ambulanz engmaschig angebunden und über unsere VAD-Koordination das persönliche Umfeld geschult. Ebenso wird eine gute Zusammenarbeit mit den Hausärzten der Patienten etabliert, um die Sicherheit der LVAD-Patienten im Alltag zu maximieren.

 

 

Herztransplantation

Das Herztransplantationsprogramm für Erwachsene ist in der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim angesiedelt, mit der wir eng kooperieren. In unserem Transplantationsprogramm steht die Herztransplantation im Kindesalter im Vordergrund. Seit der ersten erfolgreichen Transplantation eines Säuglings in Deutschland, die im Jahre 1988 Prof. Dr. med. H. H. Scheld in Gießen durchführte, wurden in unserer Klinik 141 Kinder transplantiert. In der Altersgruppe < 1 Jahr wurden in unserer Klinik die meisten Transplantationen in Europa durchgeführt. Nach Prof. Scheld wurde das Transplantationsprogramm von Prof. Dr. med. F. Dapper weiterentwickelt und wird heute von Prof. Dr. med. H. Akintürk geleitet. Nach den Daten des Weltregisters für Herztransplantationen beträgt die mittlere Überlebensdauer eines Patienten nach Herztransplantation zehn Jahre. Die Ergebnisse in unserem Kinderherzprogramm übertreffen diese Zahlen, obgleich die Transplantation in diesem Patientengut technisch sehr viel anspruchsvoller ist, als die Herztransplantation bei einem erwachsenen Patienten. Wenngleich nach einer Transplantation eine lebenslange immunsupressive Therapie und engmaschige medizinische Betreuung die Lebensqualität beeinträchtigen, so besteht der Gewinn für den Patienten in einer nicht eingeschränkten körperlichen Leistungsfähigkeit bei mehr als 90 %, die auch im Langzeitverlauf bestehen bleibt.

 

Weitere Informationen

ESC/EACTS-Leitlinie Herzinsuffizienz (2016, englisch)