Neugeborenen-Hörscreening (NHS)
Das wichtigste Instrument zur Früherkennung Kindlicher Hörstörungen ist das Neugeborenen-Hörscreening, das 2009 hessenweit als obligate Standard-Vorsorge in den Geburtskliniken eingeführt wurde. Wir bieten das Hörscreening bis zum 3. Lebensmonat Ihres Kinds an. (Danach kommen andere Messmethoden zum Einsatz). Schwerhörigkeiten, die mit mittel- oder hochgradigen Hörverlust bei Ihrem Kind einhergehen, können somit frühzeitig ausgeschlossen werden.
Hörstörungen im Kindesalter werden auch heutzutage oft noch zu spät erkannt. Die Auswirkungen einer kindlichen Hörstörung sind am deutlichsten an der Sprachentwicklung erkennbar und sind erwartungsgemäß bei einem hochgradigen Hörverlust am stärksten. Bei einer unerkannten hochgradigen Schwerhörigkeit, also bei einem Hörverlust von über 70 dB, ist keine primäre Sprachentwicklung möglich. Als weitere Folgen sind Beeinträchtigungen im Erwerb des Wortschatzes, der gesamten Begriffsbildung und der damit verbundenen Kognitionsentwicklung zu nennen. Wir finden auch Beeinträchtigungen der emotionalen Entwicklung.
Ursachen für Schwerhörigkeiten sind vielschichtig. Neben ererbten Erkrankungen können Infektionen der Mutter während der Schwangerschaft (z. B. Röteln), Störungen während der Geburt (z. B. Sauerstoffmangel) oder Erkrankungen des Kinds nach der Geburt (z. B. Hirnhautentzündung) als Ursachen angesehen werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass auf ca. 1000 Geburten mit einer hochgradigen Schwerhörigkeit gerechnet werden muss; bei Risikoschwangerschaften steigt die Häufigkeit sogar auf 1:25.
Frühzeitige Diagnostik umfasst den Zeitraum von der Geburt bis zum 6. Lebensmonat. Zu diesem Zeitpunkt beginnt die sensible Phase des Hörens, die mit 1,5 Jahren bereits abgeschlossen ist. Kommt innerhalb dieses Zeitfensters bei einem Kind mit einer hochgradigen Hörstörung bereits eine gezielte apparative Versorgung (CI) und pädagogische Frühförderung zum Tragen, bestehen gute Chancen für das Kind auf Sprachentwicklung, wodurch die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung des Kinds gefördert wird. Hochgradige Hörstörungen im ersten Lebensjahr zu diagnostizieren, ist daher eine zwingende Notwendigkeit.