IPP
Diagnostik und Behandlung der IPP
Diagnostik:
Die Diagnostik und Behandlung der Induratio penis plastica wird im Rahmen einer andrologischen Schwerpunktsprechstunde durchgeführt. Die ausführliche Diagnostik erstreckt sich von der Anamnese unter Verwendung eines standardisierten Fragenkataloges bis hin zur eingehenden körperlichen Untersuchung und einer Ultraschalluntersuchung des äußeren Genitale. Es erfolgt in jedem Fall eine gemeinsame Befundbesprechung mit Festlegung der weiteren Therapie.
Behandlung:
A) Medikamente
Zur Behandlung der IPP werden von unserer Arbeitsgruppe folgende medikamentöse Therapien vorrangig angeboten und empfohlen:
Potaba® -Therapie bei IPP
Dieses Medikament wird einer Dosierung von 4x3g/Tag empfohlen. Die Einnahme ist in Tablettenform oder als Pulver möglich. Die Einnahme dieses Medikamentes soll die Erkrankung stabilisieren und eine Deviationsprogression aufhalten. In der Regel ist die Einnahme gut verträglich. Eine regelmäßige Kontrolle der Leberwerte ist unter laufender Therapie zu empfehlen. Über spezielle Nebenwirkungen erfolgte eine Aufklärung im Rahmen der Schwerpunktsprechstunde. Die Einnahme erfolgt üblicherweise für 6-9 Monate. Eine Verlaufskontrolle empfehlen wir alle 3 Monate durchzuführen.
Iontophorese bei IPP
Eine Behandlungsalternative bei IPP-Patienten ist eine Iontophorese mit EMDA (Elektro Motive Drug Administration). Mit Hilfe der elektrochemischen Eigenschaften der Iontophorese und der Elektrophorese kann im Bereich des Plaque eine hohe Medikamentenkonzentrationen erzeugt werden. Relevante Nebenwirkungen sind sehr selten. Diese Behandlung darf u.a. bei Patienten mit einem Herzschrittmacher oder andere elektrische Unterstützungssysteme, bei Allergien gegen Cortison oder Verapamil, bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber elektrischem Strom und bei bestehenden Hautverletzungen im zu behandelnden Bereich nicht durchgeführt werden.
Behandlungsablauf: Ein MiniPhysionizer, der speziell zur Behandlung von IPP-Patienten zur Verfügung steht regelt den Behandlungsablauf. Eine IPP-Elektrode stellt den elektrischen Kontakt zwischen dem MiniPhysionizer, der Medikamentenlösung (10mg Verapamil und 4mg Dexamethason) und dem Körper her. Durch die Verwendung einer Hautkontaktelektrode wird der erforderliche Stromkreis geschlossen. Um eine optimale Leitfähigkeit zwischen der Haut und der Kontaktelektode zu gewährleisten, muß ein spezielles EKG-Gel (Elektroden-Gel, kein Sono-Gel) verwendet werden. Eine Anwendung dauert ca. 20-25 min. Insgesamt sollte die Behandlung zweimal wöchentlich über einen Zeitraum von 5 Wochen erfolgen. Die Therapie sollte nicht pausiert werden.
Medikamente pro Behandlungstermin:
1. Verapamil Hydrochlorid 10mg = 4ml = 2 Ampullen
2. Dexamethason 4mg = 1ml = 1 Ampulle
Den besten Behandlungserfolg erzielt man bei Patienten mit IPP und Durchführung einer Potaba® oder Iontophorese-Behandlung, wenn sich die Erkrankung noch in der frühen noch z.T. schmerzhaften Phase befindet. Ein kleiner, noch nicht verkalkter Plaque und eine bislang noch nicht ausgeprägte Verkrümmung des Penis sind ebenfalls weitere günstige Voraussetzung zur Durchführung der o.g. Therapien.
Weitere medikamentöse Therapieempfehlungen (z.B. antiphlogistisch) erfolgt nur in speziellen Fällen und nach ausführlicher Anamnese und Untersuchung des Patienten.
B) Operationen:
Die Induratio penis plastica ist eine Erkrankung, die in zwei Phasen eingeteilt wird. Eine akute, schmerzhafte Phase zu Beginn der Erkrankung mit z.T. deutlichen Veränderungen des Krankheitsbildes und in eine stabile Phase. Dieses beginnt definitionsgemäß, wenn die Erkrankung seit mindestens einem Jahr besteht und sich seit einem halben Jahr in ihrer Symptomatik nicht verändert hat. Jeder Patient erreicht im Verlauf seiner Erkrankung die stabile Phase, die Dauer bis zum Eintreten derselben ist jedoch variabel, kann aber durch o.g. medikamentöse Therapie verkürzt werden. Durch Einhalten dieser Vorgaben ist eine erneute Verkrümmung nach durchgeführten operativer Penisbegradigung äußerst selten geworden.
Ist nun die stabile Phase der Erkrankung eingetreten werden in unserer Klinik grundsätzlich zwei operative Techniken zur Penisschaftbegradigung angeboten und durchgeführt. Schon während den Operationen wird der Erfolg der Begradigung des Penis durch eine künstliche Erektion überprüft. Die Operation wird fortgeführt bis ein zufriedenstellendes Ergebnis erreicht wurde. Die Operation wird in der Regel mit einer Beschneidung kombiniert (vollständigen Entfernung der Vorhaut).
a) Op-Methode nach Essed-Schröder
Durch Raffungsnähte (Plikaturnähte) der Tunica albuginea, (festes Bindegewebe, welches die beiden Schwellkörper des Penis umhüllt) wird eine bestehende Penisverkrümmung während der Erektion ausgeglichen. Dies führt zwangsläufig zu einer Verkürzung des Penis. Dies ist unabhängig von der bereits bestehenden Penisverkürzung durch die Erkrankung selbst. Bei einer Verkrümmung des Penis während der Erektion von 50-60° wird diese Methode grundsätzlich von unserer Klinik nicht empfohlen. Dies ist jedoch auch von der gesamten Länge des Penis abhängig.
b) Small-Insizion und Graft-Deckung (Einschneiden des Plaque und Deckung des Defekte mit einem Ersatzgewebe)
Bei dieser Methode wird der Plaque (am Penis tastbare Gewebsverdickung der Schwellkörperhaut). Durch diese Maßnahme ist der Penis in der Regel schon ausreichend begradigt. Weitere Korrekturen können bei Bedarf durch oben beschriebene Plikaturnähte nach Essed-Schröder durchgeführt werden. Der durch das Einschneiden des Plaque entstandene Defekt der Tunica Albuginea wird bei dieser Operationstechnik mit einem Ersatzgewebe (künstliches Material oder aufbereiteter Herzbeutel vom Rind) auf diese Lücke eingenäht. Ein Penisverkürzung entsteht bei dieser Technik grundsätzlich nicht. Daher wird diese Methode bei Penisverkrümmungen über 50-60° und bei nicht ausreichender Penislänge zur Durchführung der Methode nach Essed-Schröder empfohlen.
Beide Operationsmethoden sind kosmetisch sehr ansprechend. Nur der Hautschnitt der Beschneidung ist nach Außen sichtbar. Dieser wird mit einem selbstauflösenden Nahtmaterial verschlossen und macht ein Ziehen der Fäden nach der Operation überflüssig. Grundsätzlich wird eine Geschlechtsverkehrpause im Anschluß an die Operation für 6 Wochen empfohlen. Bei der Penisschaftbegradigung mittels Small-Inzision und Graftdeckung ist eine Nachhandlung mit einem Vakuumerektionssystem oder einem Penisstrecker notwendig. Dies vermeidet eine Schrumpfung des einwachsenden Ersatzgewebes.
c) Weitere individuelle Operationstechniken (z.B. penile disassambly)
Bei ausgeprägten Befunden kann eine vollständige operative Separierung der Schwellkörper von der Harnröhre und dem Gefäß-Nervenbündel des Penis notwendig sein.