Geschichte
Das Berufsbild der MTA
Das Berufsbild der MTA entstand zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Zuge der Erweiterung der medizinischen Erkenntnisse sowie der Weiterentwicklung technischer und naturwissenschaftlicher Möglichkeiten Diagnosen zu unterstützen und zu untermauern.
Bis dahin wurden Krankheiten nach alter Tradition mit Hilfe der fünf Sinne des Mediziners diagnostiziert, d.h. durch hören – tasten – sehen – riechen und schmecken.
Die neuen chemischen bzw. physikalischen Methoden erforderten besondere Kenntnisse und Fertigkeiten, beanspruchten Zeit, wurden zunehmend schwieriger und aufwändiger, so dass neben dem Mediziner ein hierfür spezielles Berufsbild erforderlich wurde.
1866 wurde daher von Adolf Lette in Berlin eine "Berufsbildungseinrichtung für Töchter der mittleren und höheren Gesellschaftsschichten" gegründet.
1890 kam es zur Gründung der photographischen Lehranstalt des Lette-Vereins in Berlin.
1895 revolutionierte Conrad Röntgen durch die Entdeckung der „X“ Strahlen die Medizin. Die Röntgenphotographie wurde Lehrfach an der Lette-Lehranstalt.
1905 wurden die klinischen Fächer Analytische Chemie, Histologie, Mikroskopie und Mikrophotographie in den Lehrplan aufgenommen.
1912 wurde die Erste „staatlich anerkannte Prüfung für photografische und klinische Hilfsarbeiten“ an wissenschaftlichen Instituten vom preußischen Handelsministerium abgenommen.
Parallel hierzu entwickelte sich der Berufsstand der Laboratoriumsassistentin.
Die schlecht bezahlten und aufwändigen Arbeiten im klinischen Labor wurden überwiegend von Assistenzärzten und Laborgehilfen erledigt. Sogenannte „Höhere Töchter“ aus wohlhabenden Familien boten sich zu Ihrer Beschäftigung an, zum Teil auch ohne Bezahlung, diese Arbeiten zu verrichten.
Wissenschaftliche Vorkenntnisse, ein Studium oder Examen waren nicht erforderlich, so dass hierdurch keine Übertragbarkeit der erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse z.B. bei Stellenwechsel möglich war. Eine nicht unerhebliche Anzahl von Medizinern dieser Zeit hielt außerdem eine Qualifikation der jungen Frauen für völlig überflüssig.
Dagegen stellte der Lette-Verein ein Konzept für ein Berufsbild zusammen, indem für die Tätigkeiten in der Radiologie wie auch im medizinischen Laboratorium ein übertragbares Grundwissen vermittelt wurde. Der Beruf der MTA war geboren.
1921 erfolgte der Erlass der „Vorschriften für die staatlichen Prüfungen von Technische Assistenten an Medizinischen Instituten“. Die Berufsausbildung dauerte zwei Jahre und endete mit einer staatlichen Prüfung.
1958 wurde das „Gesetz über die Ausübung des Berufs der medizinisch-technischen Assistentin“ (MTAG-Gesetz) verabschiedet.
1971 wurde mit der Novellierung des MTA-Gesetzes die Ausbildung in die Fachbereiche Radiologie und Labor getrennt.
Fast 24 Jahre dauerte es, bis das MTA-Gesetz 1994 bundeseinheitlich geregelt und verabschiedet wurde. Mit der Einführung zum 01. Januar 1994 wurde die Ausbildung von zwei auf drei Jahre verlängert.
2023 wird ein novelliertes MT-Berufe-Gesetz in Kraft treten. Das neue Gesetz bringt umfangreiche Änderungen für die Ausbildungsstruktur und die Anforderungen an und in der Ausbildung.
Die Berufsbezeichung ändert sich auf: Medizinische Technologin/Medizinischer Technologe für Laboratoriumsanalytik (MTL).
Die MTA-Schule in Gießen
Die MTA-Schule wurde 1928 auf Beschluss der Medizinischen Fakultät der Universität Gießen gegründet und die Leitung Herrn Prof. Dr. F. Hildebrandt, dem Direktor des pharmakologischen Institutes, übertragen.
Die Ausbildungszeit betrug 3 Semester. Nach einem Semester hatte sich die Schülerin entweder für die Labor- oder die Röntgenausbildung zu entscheiden.
Bewerberinnen mussten das 18. Lebensjahr vollendet haben, ferner die Mittlere Reife und Kenntnisse in Stenographie nachweisen können.
Der Unterricht wurde von Dozenten der Universität übernommen. Die Lehrgänge zählten durchschnittlich 25 Schülerinnen.
Während des Krieges wurde die kombinierte Ausbildung als Labor- und Röntgenassistentin geschaffen, die Ausbildung auf 4 Semester verlängert. Mit Kriegsende wurde die MTA-Schule aufgrund der weitgehenden Zerstörung der Kliniken und Institute geschlossen.
1950 wurde mit Gründung der Akademie für Medizinische Forschung und Fortbildung die Schule wieder eröffnet. Leiter der Schule wurde der Direktor des Hygieneinstitutes der Justus-Liebig-Universität, Herr Prof. Dr. B. Kempkes.
1964 kommt es zusätzlich zur Gründung einer „Staatlichen Lehranstalt für MTA“ unter Mitwirkung von Herrn Prof. Dr. Barth und Herrn Prof. Dr. Ringleb. Die „Kempkes-Schule“ wurde dann um 1968 in die „Staatliche Lehranstalt“ integriert. Mit dem neuen MTA-Gesetz erfolgt 1972 die Trennung in die Radiologie und die Laborausbildung. Die ärztliche Leitung des Laborzweiges übernimmt Herr Prof. Dr. Roka, Direktor des Zentrums für Klinische Chemie, Klinische Immunologie und Humangenetik: Seit Beginn des Jahres 1989 leitete die Schule Herr Prof. Dr. N. Katz, Direktor des Institutes für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin. Nach dessen Ausscheiden im Jahr 2017 übernahm Frau Dr. Hinck-Kneip, Kaufmännische Geschäftsführerin des Universitätsklinikum in Gießen die Leitung der Schule.