Kinderorthopädie und Deformitätenkorrektur
Oberarzt Dr. med. C.-D. Peterlein
In der Klinik für Orthopädie und Rheumatologie wird zweimal in der Woche eine kinderorthopädische Sprechstunde angeboten, in der Kinder und Jugendliche vom Neugeborenenalter bis 18 Jahren untersucht und behandelt werden können. Patienten mit neuroorthopädischen Erkrankungen wie z. B. einer Zerebralparese werden über das 18. Lebensjahr hinaus betreut.
Sollte ein stationärer Aufenthalt notwendig sein, erfolgt die Betreuung auf der interdisziplinären operativen Kinderstation, so dass auf die kleinen Patienten besonders kompetent eingegangen werden kann. Bei größeren Operationen werden die Kinder und Jugendlichen in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik auf der Intensivstation 7 überwacht und behandelt.
Dreimal wöchentlich wird bei Neugeborenen in der Frauenklinik eine Screeninguntersuchung der Hüftgelenke mit Ultraschall durchgeführt. Einmal monatlich findet in Zusammenarbeit mit der Kinderklinik eine Neuroorthopädische Sprechstunde statt, in der Kinder mit orthopädischen Problemen auf der Basis von Erkrankungen von Gehirn oder Rückenmark durch Kinderärzte und Orthopäden zusammen untersucht und therapiert werden.
Behandelt wird in der Kinderorthopädie Marburg die gesamte Bandbreite orthopädischer Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter.
Zur Behandlung des angeborenen Klumpfußes wird die schonende Therapie nach Ponseti durchgeführt, bei der nach Korrektur des Fußes mit mehreren Gipsen meist nur eine Durchtrennung der Achillessehne notwendig wird, so dass auf eingreifendere Operationen in den meisten Fällen verzichtet werden kann. Allerdings ist dann eine mehrjährige Schienenbehandlung notwendig.
Bei erneutem Auftreten eines Klumpfußes stehen auch alle operativen Möglichkeiten von Sehnenverlängerungen und Lösen von Gelenken bis zur Korrektur mit einem äußeren Spanner (Fixateur externe) zur Verfügung.
Die angeborene Hüftdysplasie wird bereits nach der Geburt diagnostiziert und behandelt; für Gelenke, die aus der Pfanne herauswandern oder ausgerenkt sind, wird innerhalb der ersten Lebensmonate die Behandlung mit einem Becken-Bein-Gips durchgeführt, womit den Kindern meistens eine stationäre Behandlung oder ein operativer Eingriff erspart werden kann. Falls die konservative Behandlung nicht ausreicht, stehen alle operativen Möglichkeiten von der Positionierung des Hüftgelenkes in Kurznarkose bis zur Korrektur der Pfanne zur Verfügung. Da sich das kinderorthopädische Team besonders mit der Hüftdysplasie beschäftigt, können auch im Jugend- und Erwachsenenalter Korrekturoperationen bei ausgeprägten Formstörungen der Hüftpfanne mit einer Dreifach-Beckenosteotomie durchgeführt werden.
Ein Schwerpunkt besteht auch in der Korrektur von Deformitäten und Beinlängenunterschieden. Hier stehen zahlreiche moderne Verfahren zur Verfügung. Bei kleinen Kindern und einfacheren Deformitäten ist eine Lenkung des Wachstums mit einer kleinen Platte (eight plate) häufig ausreichend, während bei Beinlängenunterschieden oder komplexen Deformitäten in vielen Fällen Kombinationen aus Achsenkorrekturen und Verlängerungen mit äußeren Spannern (Fixateur externe) notwendig sind. Artikel zu unterst aus der Oberhessischen Presse vom 03.09.2013.
Weitere häufige orthopädische Probleme im Kindes- und Jugendalter sind die Durchblutungsstörung des Hüftkopfes im Kindesalter (Perthes-Erkrankung) und orthopädische Probleme bei neurologischen Erkrankungen wie der infantilen Zerebralparese. Die Erkrankungen werden soweit dies möglich ist konservativ therapiert (ohne Operation); häufig führen wir die Behandlung spastischer Muskulatur mit Botulinumtoxin durch. Falls eine Operation doch notwendig ist, kann in der Kinderorthopädie in Marburg das gesamte Spektrum kinderorthopädischer Eingriffe durchgeführt werden.